In Verbindung bleiben

unternehmer-deutschlands.de

TopLogic

Interview

TopLogic: Die Open-Source-Plattform, die Unternehmen endlich unabhängig macht

Es gibt Entrepreneure, deren Weg von Innovationsgeist, Durchhaltevermögen und einem tiefen Verständnis für technologisches Potenzial geprägt ist. Guido Dostert gehört zu diesem umtriebigen und resilienten Menschenschlag. Als Mitbegründer der Business Operation Systems GmbH (BOS) und Visionär hinter der Plattform TopLogic hat er nicht nur auf die Welt der Softwareentwicklung entscheidend eingewirkt, sondern auch gezeigt, wie aus komplexen Anforderungen maßgeschneiderte Lösungen hervorgehen können.

Was ihn antreibt? Der unermüdliche Wunsch, Technologie so zu gestalten, dass sie echte Mehrwerte schafft – für Unternehmen, die Zukunft denken, und für Branchen, die von digitaler Transformation leben, um dadurch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Gespräch mit Unternehmer Deutschlands berichtet Guido Dostert von seinem beruflichen Weg, den Hürden, die es mit einer eigenfinanzierten Entwicklung zu überwinden gilt, und der Philosophie, die TopLogic zu einer in ihrer Art einzigartigen Plattform gemacht hat.

Guido Dostert im Interview

Herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Guido Dostert. Würdest du dich und dein Unternehmen zunächst bitte kurz vorstellen?

Vielen Dank für die Einladung! Ja natürlich, sehr gern sogar. Mein Name ist Guido Dostert, ich bin 58 Jahre alt und Mitbegründer der Business Operation Systems GmbH (BOS). Gemeinsam mit meinem Team habe ich über zwei Jahrzehnte hinweg an der Entwicklung von TopLogic gearbeitet, einer Plattform, die es ermöglicht, notwendige Softwarelösungen ohne Programmierkenntnisse durch eine Art Baukastenprinzip selbst zu erstellen.

Unsere Vision ist es, Unternehmen zu befähigen, ihre komplexen Anforderungen an die benötigten IT-Systeme effizient und nachhaltig zu lösen. TopLogic steht in diesem Kontext für Innovation, Flexibilität und Offenheit. Dabei haben wir uns ganz bewusst für einen Open-Source-Ansatz entschieden, um Firmen weltweit Zugang zu unserer Technologie zu ermöglichen.

An erster Stelle steht bei uns die Leidenschaft für Technologie und ihre Anwendung. Wir arbeiten in einem kleinen, allerdings hochspezialisierten Team, welches sich durch flache Hierarchien und eine offene Kommunikation auszeichnet. Jedes Teammitglied hat die Freiheit, kreativ tätig zu sein und eigene Ideen einzubringen. Wichtig ist uns, eine Umgebung zu schaffen, in der es Spaß macht, technologische Herausforderungen zu lösen und Innovationen voranzutreiben.

Ein zentraler Wert ist das gegenseitige Vertrauen in der Zusammenarbeit. Entsprechend setzen wir auf Transparenz – sowohl innerhalb unseres Unternehmens als auch gegenüber unseren Kunden. Überdies haben wir einen hohen Anspruch an uns selbst: Wir geben uns nicht mit der erstbesten Option zufrieden, sondern setzen uns so lange mit einer spezifischen Anforderung auseinander, bis wir die ideale Lösung gefunden haben, mit und für unsere Auftraggeber.

Diese Ansätze waren letztlich auch der Grund für unsere Entscheidung, TopLogic als Open-Source-Lösung anzubieten, da wir davon überzeugt sind, dass Innovation am besten durch Offenheit und Kooperation gedeiht. Open Source bedeutet, dass der Quellcode unserer Plattform frei zugänglich ist – Firmen, Entwickler und Organisationen auf der ganzen Welt können ihn einsehen, nutzen, anpassen und weiterentwickeln. Dadurch entsteht eine Dynamik, die weit über das hinausgeht, was ein einzelnes Unternehmen leisten könnte.

Eine bemerkenswerte Firmenkultur und eine spannende Idee für ein Produkt! Wie kam es denn zur Gründung der BOS

Die Idee entstand Anfang der 2000er Jahre, als mein Geschäftspartner und ich erkannten, dass viele Betriebe Schwierigkeiten hatten, die Brücke zwischen ihrer Fachkompetenz und der dazu notwendigen IT-Umgebung zu schlagen. Damals fokussierte man sich beim Aufbau einer funktionierenden IT-Umgebung darauf, alles von Grund auf neu zu programmieren. Eine nicht nur zeitaufwendige, sondern zusätzlich extrem teure Angelegenheit. Uns wurde schnell klar: Es muss eine effizientere Methode geben, um IT-Anforderungen umzusetzen.

Auf dieser Basis entstand unsere Vision, eine Plattform zu schaffen, die es ermöglicht, Anwendungen modellbasiert zu entwickeln – also durch visuelle Werkzeuge, ohne eine einzige Zeile Programmier-Code schreiben zu müssen. Dieser Gedanke war revolutionär, denn es ging nicht mehr darum, einzelne Softwarelösungen von Grund auf zu entwickeln, sondern bestehende Technologien intelligent zu orchestrieren und sie in einer flexiblen, nutzerfreundlichen Umgebung zusammenzuführen. Ähnlich einem Baukastenprinzip, mit dem ich aus den Bausteinen immer etwas Passendes gestalten kann.

Was genau können sich unsere Leser unter TopLogic vorstellen? Wie sieht das System konkret aus?

TopLogic ist eine modellbasierte Plattform zur Softwareentwicklung, die es ermöglicht, komplexe Anwendungen zu erstellen, ohne dafür Programmiercodes kennen zu müssen. Gewissermaßen handelt es sich um ein System, das eine Kombination aus Entwicklungsumgebung und Live-Plattform darstellt.

Konkret funktioniert das so: Anstatt klassische Softwareentwicklung mit Programmierung zu betreiben, modelliert man in TopLogic die Geschäftslogik und Strukturen visuell – ähnlich wie ein Architekt, der ein Gebäude plant, bevor es gebaut wird. Diese Modelle bestehen aus Datenstrukturen, Arbeitsabläufen, Benutzeroberflächen und Regeln, die das System automatisch interpretiert und direkt in eine lauffähige Anwendung umsetzt.

Das Besondere an TopLogic ist, dass Softwareentwicklung durch Modellierung erfolgt und das Anwendungsmodell direkt in ablauffähige Software übersetzt wird. Dies führt zu einer bisher unerreichten Agilität in der Softwareentwicklung. Dadurch wird TopLogic extrem flexibel und eignet sich daher besonders für Branchen, in denen sich Prozesse und Anforderungen ständig verändern.

Hast du zur Verdeutlichung ein Beispiel aus der Praxis parat?

Ja natürlich! Nehmen wir einen Automobilhersteller, der ein System zur Verwaltung seiner Fahrzeugkonfigurationen entwickeln möchte. Unter Zuhilfenahme herkömmlicher Softwareentwicklung müsste er ein ganzes Team beschäftigen, das ausschließlich und über Monate hinweg das gewünschte System händisch programmiert. Mit TopLogic hingegen kann das Entwicklungsteam direkt ein zunächst visuelles Modell der gewünschten Anwendung erstellen, welches das System dann umsetzt. So ist innerhalb kürzester Zeit eine funktionierende Lösung einsatzbereit – stets anpassbar, ohne tief in den System-Code eingreifen zu müssen.

Zusätzlich bietet TopLogic Integrationsmöglichkeiten in bestehende Systeme. Unternehmen können also ihre bisherigen IT-Landschaften erweitern, anstatt sie komplett ersetzen zu müssen. Diese Kombination aus Flexibilität, Effizienz und Nachhaltigkeit macht TopLogic zu einer einzigartigen Plattform in der Softwareentwicklung.

Das klingt hochkomplex und erklärt die Entwicklungszeit von über zwei Jahrzehnten. Welche Herausforderungen stellten sich in all den Jahren und wie konnten sie bewältigt werden?

Oh, die Herausforderungen waren vielfältig – und ehrlich gesagt, gab es Momente, in denen wir uns gefragt haben, ob wir jemals ans Ziel kommen würden. Zum einen waren und sind wir vollständig eigenfinanziert. Das bedeutet, dass jede Investition in die Produktentwicklung aus unseren laufenden Einnahmen kommen muss. Vor Allem in den Anfangsjahren war es ein ständiger Balanceakt zwischen der Weiterentwicklung von TopLogic und der Sicherstellung unseres Tagesgeschäfts.

Ein weiterer wesentlicher Punkt war die technische Komplexität. Wir hatten die Vision, eine Plattform zu schaffen, die für jede Branche und jeden Anwendungsfall geeignet ist. Das wiederum hatte zur Folge, dass wir uns ständig hinterfragen mussten: Sind wir auf dem richtigen Weg? Ist unsere Architektur skalierbar genug? Ein entscheidender Meilenstein war dann der Moment, als wir erkannten, dass wir mit Modellierung und Automatisierung eine ganz neue Ebene der Softwareentwicklung erreichen können – und das war der Punkt, an dem TopLogic wirklich zu der Plattform wurde, die sie heute ist.

Eine spannende Reise! Wie kann sich unsere Leserschaft denn konkret eure Zusammenarbeit mit euren Kunden vorstellen und wie sehen die jeweiligen Projekte aus? Gibt es besondere Beispiele, die dir in Erinnerung geblieben sind

Unsere Projekte folgen einem flexiblen, aber strukturierten Prozess. Sobald wir mit einem Unternehmen in Kontakt treten, hören wir erst einmal genau zu. Der Kunde beschreibt seine Anforderungen – oft auf einer konzeptionellen Ebene. Wir übersetzen diese dann direkt in ein erstes Modell, das visuell dargestellt werden kann. Dank unserer Modellierungsumgebung nach einem “What you see is what you get”- Prinzip sind wir in der Lage, bereits früh eine grobe, aber funktionierende Visualisierung der gewünschten Anwendung zu präsentieren. Das bedeutet, der Kunde sieht sofort, wie seine Idee in einer Softwareform aussehen könnte. Auf dieser Basis optimieren wir anschließend gemeinsam das Modell, bis es exakt den Bedürfnissen entspricht. Dieser agile Prozess ermöglicht schnelle Anpassungsfähigkeit. Zudem ist sichergestellt, dass die entwickelte Lösung technisch umsetzbar und gleichzeitig passgenau für den Klienten ist.

In positiver Erinnerung sind mir natürlich viele Projekte, aber zwei davon haben mich besonders geprägt. Eines davon war unser Beitrag zur Einführung von internetbasiertem Fernsehen für einen großen Mobilfunk- und Internetanbieter. Damals, zur Zeit der Fußball-WM, musste die gesamte Server-Infrastruktur so konfiguriert werden, dass Millionen von Zuschauern gleichzeitig auf Inhalte zugreifen konnten – und das in Echtzeit. Wir haben das gesamte Konfigurationsmanagement entwickelt, das die Serverlandschaften steuerte und gewährleistete, dass der Wechsel zwischen Programmen reibungslos funktionierte. Es war eine riesige Herausforderung, aber das Ergebnis hat gezeigt, dass unsere Technologie auch unter enormen Belastungen zuverlässig funktioniert.

Ein weiteres Highlight war die Entwicklung eines Vertragsmanagement-Systems für einen renommierten Fußballverein. Ziel war es, individuelle Sponsorenverträge effizient zu verwalten – inklusive sämtlicher Klauseln zu Prämien, Transfers und Finanzierungsmodellen. Der Auftrag kam vom verantwortlichen Finanzdirektor, der trotz komplexer monetärer Strukturen eine präzise und transparente Finanzplanung sicherstellen wollte. Dieses Projekt war deshalb so spannend, weil wir nicht nur eine technische Lösung entwickeln mussten, sondern auch tief in die Welt des Profifußballs eintauchen durften. Derartig spezifische Tätigkeiten zeigen, wie vielseitig TopLogic eingesetzt werden kann.

Um ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit zu nennen: Seit 2024 werden in einer digitalen Fabrik eines Automotive-OEMs auf TopLogic basierende Planungsanwendungen eingesetzt, um Ausschreibungsumfänge für die Ausstattung des Rohbaus zu definieren oder auch über Produktvarianten-Vergleiche Entscheidungshilfen für die Reihenfolgeplanung zur Zusammenführung von Bauteilen im Herstellungsprozess zu liefern.

Das müssen tolle Erfahrungen gewesen sein, gerade, wenn es sich um so renommierte Auftraggeber gehandelt hat. Welche Vorteile bietet denn speziell eure Open-Source-Variante?

Wichtig ist zunächst zu betonen, dass wir über eine Dual-Lizenzierung verfügen, wir bieten also sowohl eine Open-Source-Variante als auch eine proprietäre Variante an, beide mit identischem Funktionsumfang. Dabei ist einmalig, dass unsere Kunden die freie Wahl haben: Die Open-Source-Variante ist kostenlos und offen verfügbar, während sich die proprietäre Version für Firmen eignet, die ihre individuell umgesetzte Fachlichkeit nicht öffentlich teilen möchten.

Ein großer Pluspunkt von Open Source ist Transparenz und Sicherheit. Unternehmen, insbesondere in der Industrie, sind oft skeptisch gegenüber geschlossener Software, da sie nicht genau nachvollziehen können, welche Mechanismen und Abhängigkeiten im Hintergrund laufen. Mit Open Source entfällt diese Unsicherheit, denn jeder kann sich den Code anschauen und prüfen, wie das System funktioniert.

Zudem erlaubt uns dieser Ansatz, ein weltweites Netzwerk rund um TopLogic aufzubauen. Entwickler und Firmen können Erweiterungen und neue Funktionalitäten beisteuern, von denen die gesamte Community profitiert. Gleichzeitig können wir durch dieses Feedback unser System kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern.

Letztendlich geht es uns darum, eine Balance zwischen Offenheit und wirtschaftlichem Erfolg zu finden. Open Source senkt die Einstiegshürde für Unternehmen, bietet ihnen volle Kontrolle über ihre Anwendungen und fördert Innovation. Gleichzeitig sorgt unser flexibles Lizenzmodell dafür, dass wir weiterhin in die Entwicklung von TopLogic investieren können, um die Plattform stetig voranzutreiben.

Ein einleuchtendes Konzept! Zum Abschluss dieses interessanten Interviews noch eine persönliche Frage: Wo siehst du dich selbst und TopLogic in den nächsten fünf Jahren?

Unternehmen verlangen mehr Flexibilität, Unabhängigkeit und Sicherheit. Open Source bietet genau das. Doch wir gehen weiter: Wir schaffen nicht nur eine Softwarelösung, sondern eine Plattform, auf der Unternehmen ihre digitale Transformation mit maximaler Anpassungsfähigkeit selbst gestalten können.

Die kommenden Jahre stehen im Zeichen technologischer Fortschritte. Künstliche Intelligenz eröffnet völlig neue Möglichkeiten, insbesondere bei der Automatisierung von Softwareentwicklungsprozessen. KI-gestützte Modellierung und Qualitätssicherung helfen dabei, Entwicklungszeiten drastisch zu verkürzen und gleichzeitig Fehleranfälligkeit zu reduzieren.

Unsere Philosophie bleibt: Der Kunde hat eine Anforderung – wir liefern die passgenaue Lösung. Doch Software endet nicht mit der ersten Version. Wartung, Support und kontinuierliche Weiterentwicklung rücken zunehmend in den Fokus. Das bringt Herausforderungen mit sich, aber auch Chancen.

Heutzutage ist Softwareentwicklung kein isolierter Prozess mehr – sie ist ein Netzwerk aus Technologien und Akteuren. Neben uns als Produkthersteller spielen auch Ingenieure auf Kundenseite sowie externe Entwickler und Support-Anbieter eine entscheidende Rolle. Dieses Kompetenznetzwerk, bestehend aus Onshore-, Nearshore- und Offshore-Partnern, trägt maßgeblich zum fortlaufenden Entstehungsprozess bei.

Hier liegt die größte Herausforderung – und zugleich die größte Chance: Unsere Aufgabe ist es, dieses Netzwerk effizient zu orchestrieren und die Synergien der jeweiligen Expertisen optimal zu nutzen. Softwareentwicklung wird dadurch nicht nur effizienter, sondern auch transparenter und innovativer.

TopLogic soll der Standard für agile und transparente Softwareentwicklung werden. Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg ist die Positionierung der Marke TopLogic für die Skalierung. 

Das klingt nach einer spannenden Zukunftsvision mit viel Potenzial. Vielen Dank für das inspirierende Gespräch, Guido Dostert!

Ich danke ebenfalls! Es hat Spaß gemacht, über meinen Werdegang und TopLogic zu sprechen.

weiter lesen

weitere Artikel in Interview

oben