Interview
Tim Weinert und sein Erfolgsgeheimnis: Kooperation statt Konkurrenz als Erfolgsweg
In einer Zeit, in der traditionelle Geschäftspraktiken auf die Probe gestellt werden und Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung stehen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig zu handeln, sticht Tim Weinert mit seiner visionären Arbeit hervor. Als Organisationsentwickler und Nachhaltigkeitsberater hat er sich mit seinem Unternehmen nowwork – Werkstatt für kooperative Organisation darauf spezialisiert, Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Dabei setzt er nicht auf schnelle Lösungen, sondern auf eine neue Art des Wirtschaftens, die auf Kooperation, Transparenz und Gemeinwohl basiert.
Tim Weinert im Interview
Hallo Tim Weinert, herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, kannst du dich und dein Unternehmen zu Beginn kurz vorstellen?
Sehr gerne. Ich bin Organisationsentwickler und Nachhaltigkeitsberater. Mit meiner Firma nowwork helfe ich Unternehmen und Verbänden als auch Nichtregierungsorganisationen und Ausbildungsstätten, zukunftsfähig, kooperativ und nachhaltig zu arbeiten. Unser Ansatz basiert darauf, neue Entscheidungsverfahren, eine stärkere Teamkultur und nachhaltige Strukturen in den beruflichen Alltag zu integrieren. Das Ziel ist es, die Betriebe so zu begleiten, dass sie nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch gesellschaftlich und ökologisch verantwortungsvoll agieren.
“Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Unternehmen durch nachhaltige Konzepte und kooperatives Arbeiten fit für die Zukunft zu machen.”
Wow, das klingt interessant, beschreibe unseren Lesern doch bitte deinen Werdegang und deine berufliche Laufbahn. Wie bist du zu solch einer nachhaltigen Denkweise gekommen?
Mein beruflicher Werdegang begann recht klassisch. Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert und mehrere Jahre im Automobilsektor gearbeitet, insbesondere in der Forschung und Entwicklung. Damals war ich viel in beratender Funktion für große Firmen tätig. In dieser Zeit habe ich gesehen, wie stark die alte Businesswelt von Hierarchien und kurzfristigem Denken geprägt ist. Die Mitarbeitenden in der Forschung & Entwicklung fühlen sich oft als die wichtigsten im Unternehmen und Themen wie Nachhaltigkeit oder Kooperation wurden eher beiläufig behandelt. Das hat mich nachdenklich gemacht.
Ein Wendepunkt für mich war die Erkenntnis, dass es nicht nur darum geht, technische Prozesse zu optimieren, sondern vor allem um die Menschen, die in den Betrieben arbeiten. Schon während meiner Schulzeit habe ich meine Leidenschaft für Nachhaltigkeit entdeckt. Es begann im vierten Schuljahr mit der Umwelt AG. Anschließend absolvierte ich ein Gymnasium mit sozial-ökologischer Ausrichtung, das mir die ersten Einblicke in Themen wie Umweltschutz und soziale Verantwortung gab. Diese Ausrichtung hat mich intensiv geprägt. In meinen ökologischen Praktika, unter anderem in einem Umweltschutzpark in Mexiko und in der Windenergiebranche, konnte ich mein Wissen vertiefen und praktische Erfahrungen sammeln.
Parallel dazu habe ich mich ehrenamtlich in der Entwicklungshilfe und der Gemeinwohl-Ökonomie engagiert, was mein Verständnis für nachhaltiges und wertebasiertes Wirtschaften weiter geschärft hat. Um diese Interessen zu festigen, habe ich alsdann ein Studium im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement absolviert.
Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer mehr hinterfragt, wie Unternehmen wirklich nachhaltig agieren können – und das nicht nur ökologisch, sondern auch sozial. So entstand mein Wunsch, Betriebe ganzheitlich zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, langfristig nachhaltige Strukturen zu schaffen. Mit diesem Ziel habe ich nowwork – Werkstatt für kooperative Organisation gegründet, um nicht nur nachhaltiges Management zu fördern, sondern auch eine neue Art des Wirtschaftens, die auf Kooperation und gemeinsamen Werten basiert.
Beeindruckende Laufbahn, was sind denn die Kernwerte von nowwork – der Werkstatt für kooperative Organisation?
Die Kernwerte von nowwork basieren auf Kooperation, Nachhaltigkeit und gemeinschaftlicher Verantwortung. Wir glauben daran, dass Unternehmen nur dann zukunftsfähig sind, wenn sie auf echte Zusammenarbeit und wertorientiertes Handeln setzen.
Kooperation steht für uns dabei an erster Stelle. Wir zeigen den Firmen und Organisationen, wie sie durch gemeinsames Handeln und alternative Entscheidungsverfahren effizienter und gleichzeitig menschlicher arbeiten können. Dabei geht es darum, dass nicht die lauteste Stimme im Raum entscheidet, sondern dass mehrheitlich akzeptierte Lösungen gefunden werden, bei denen alle Beteiligten mitwirken.
Nachhaltigkeit ist ein weiterer zentraler Wert. Hier ist nicht nur die ökologische Verantwortung gemeint, vielmehr sind auch die sozialen Aspekte zu berücksichtigen. Wir helfen Unternehmen, ihre Prozesse so zu gestalten, dass sie langfristig tragfähig sind – von der Produktentwicklung bis hin zur Unternehmenskultur. Das bedeutet, dass Betriebe in ihrer täglichen Arbeit die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft stets im Blick haben müssen.
Ein weiterer wichtiger Kernwert ist die Verantwortung. Wir fördern eine Haltung, in der Mitarbeitende und Führungskräfte Verantwortung für ihre Entscheidungen und Handlungen übernehmen. Im Vordergrund steht nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch dessen Beitrag zum Gemeinwohl. Wir sind davon überzeugt, dass wertebasiertes Wirtschaften der Schlüssel für eine nachhaltige und solide Zukunft ist.
Sozusagen ein kooperativer, nachhaltiger und gemeinwohlorientierter Ansatz. Das klingt wirklich vielversprechend. Wie seid ihr aufgestellt, um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden?
Wir arbeiten nicht in klassischen hierarchischen Strukturen, sondern mit einem Netzwerk von etwa 15 Kooperationspartner:innen. Diese kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen – von der systemischen Erlebnispädagogik über die Organisationsentwicklung bis hin zur Moderation und Beratung. Dadurch sind wir in der Lage, je nach Projekt und Kunde genau die richtigen Menschen und Kompetenzen zusammenzubringen.
Unsere Kooperation funktioniert stark nach dem Prinzip der Selbstorganisation. Wir haben keine festen Mitarbeiter, sondern arbeiten mit erfahrenen Partnern, die ihre eigene Expertise einbringen. So können wir flexibel auf die Anforderungen unserer Kunden reagieren und maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Uns ist wichtig, dass wir auch intern das leben, was wir unseren Kunden vermitteln: Kooperation und Transparenz.
Bei größeren Projekten sind wir oft im Team tätig, sodass komplexe Themen wie nachhaltiges Management oder Entscheidungsprozesse umfassend begleitet werden können. Unsere Workshops und Beratungsleistungen sind immer praxisorientiert und wir legen großen Wert darauf, dass die Methoden, die wir vermitteln, sofort im Alltag anwendbar sind.
Damit wir diese hohen Anforderungen erfüllen können, setzen wir außerdem auf kontinuierliches Lernen und Experimentieren. Jedes Projekt ist für uns eine Chance, neue Methoden zu prüfen und gemeinsam mit den Kunden zu wachsen. Zudem erproben wir jede Vorgehensweise zunächst selbst, bevor wir diese an unsere Kunden weitergeben. So stellen wir sicher, dass wir validierte Methoden, die wirklich etwas bringen, implementieren.
“Wir arbeiten sowohl flexibel als auch kundenorientiert”
Großartig, ist es dann die Flexibilität und der nachhaltige Aspekt, der euch von anderen Beratungsfirmen unterscheidet?
Ja, und ebenso ein ganzheitlicher, wertebasierter Ansatz. Während viele klassische Beratungen auf kurzfristige Lösungen setzen und oft hierarchische Strukturen fördern, verfolgen wir einen kooperativen Ausgangspunkt. Wir legen großen Wert darauf, dass Entscheidungen nicht nur von oben getroffen werden, sondern dass alle Beteiligten mit einbezogen werden. Viele Strategieberatungen eröffnen neue Herausforderungen und Probleme, wodurch für die jeweiligen Beratungsbüros ein Folgeauftrag herausspringt. Ganz im Gegensatz zu uns – wir arbeiten mit einer klaren Haltung und wollen uns selbst überflüssig machen. Das Ziel ist es, Unternehmen so zu transformieren, dass sie langfristig resilient und zukunftsfähig werden – auf allen Ebenen, von der Kommunikation bis hin zur strategischen Ausrichtung.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist unser Fokus auf alternative Entscheidungsverfahren. Wir arbeiten mit Methoden wie dem soziokratischen Konsent, der es Teams ermöglicht, effiziente und zugleich demokratische Entscheidungen zu treffen, bei denen nicht die lauteste Stimme den Ausschlag gibt. Oder auch dem systemischen Konsensieren, bei dem Konflikte minimiert und Lösungen gefunden werden, die von einer Gruppe am besten akzeptiert werden. Diese Methoden sind in der klassischen Beratungswelt oft noch wenig bekannt, machen aber einen wesentlichen Unterschied in der Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten.
Zudem ist unser Fokus nicht nur auf ökologische Nachhaltigkeit gerichtet, sondern auch auf die soziale Dimension. Es geht uns darum, dass Betriebe nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern auch einen positiven Beitrag zum Gemeinwohl leisten, beispielhaft durch verantwortungsvolle Führung oder durch die Schaffung eines gesunden, kooperativen Arbeitsumfelds.
Grundsätzlich bieten wir keine Standardlösungen, vielmehr passen wir unsere Vorgehensweise individuell an die Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen und Organisationen an. Das bedeutet auch, dass wir eng mit den Teams zusammenarbeiten und sie nicht einfach nur beraten, sondern sie auf dem gesamten Weg begleiten, angefangen von kurzen Workshops bis hin zu langfristigen Entwicklungsprozessen.
Letztlich sehen wir uns mehr als Begleiter und nicht als klassische Berater. Wir bringen keine fertigen Antworten mit, sondern helfen den Betrieben, ihre eigenen Lösungen zu finden. Unser Ansatz ist stark auf Verantwortung und Partizipation ausgerichtet – Werte, die sowohl bei uns intern als auch in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden im Mittelpunkt stehen.
Sehr überzeugend! Wie sieht deine Zukunftsvision beziehungsweise die von nowwork aus?
Unsere Zukunftsvision bei nowwork ist es, Unternehmen und Organisationen dabei zu unterstützen, langfristig widerstandsfähig, nachhaltig und kooperativ zu werden. Wir glauben fest daran, dass in einem Umfeld, das immer komplexer und unsicherer wird, die klassischen hierarchischen und kurzfristigen Denkweisen nicht mehr funktionieren.
Ständige Veränderungen fordern die Fähigkeit zur Selbstorganisation als einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Wir legen den Fokus darauf, Unternehmer:innen dabei zu unterstützen, Strukturen zu entwickeln, die Mitarbeitenden ermöglichen, eigenständig und flexibel zu handeln. Durch einfache, aber durchdachte Prozesse können Teams schnell auf neue Herausforderungen reagieren, ohne auf starre Hierarchien angewiesen zu sein.
So werden Kunde:innen anpassungsfähiger, Entscheidungen werden dort getroffen, wo das Wissen liegt und Organisationen gewinnen an Agilität. Diese Selbstorganisation stärkt nicht nur die Effizienz, sondern fördert auch das Vertrauen und die Verantwortungsbereitschaft der Mitarbeitenden – ein Schlüssel, um langfristig auf einem sich ständig wandelnden Markt erfolgreich zu bleiben.
Ein zentraler Teil unserer Vision ist es, kooperative Strukturen weiterzuverbreiten. Wir möchten zeigen, dass Unternehmen erfolgreicher sein können, wenn sie alternative Entscheidungsverfahren nutzen und die Menschen in den Mittelpunkt stellen. Dabei geht es nicht nur um das Wirtschaften selbst, sondern auch darum, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und zum Gemeinwohl zu leisten.
Nachhaltigkeit sehen wir nicht als Trend, sondern als Grundvoraussetzung für zukünftiges Handeln. Es geht uns darum, dass Unternehmen nicht nur ökologisch handeln, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen ihrer Entscheidungen in den Blick nehmen. Daher müssen Geschäftsmodelle so gestaltet werden, dass sie auf Dauer funktionieren und gleichzeitig der Umwelt und den Menschen nützen.
Langfristig möchten wir einen kulturellen Wandel in der Arbeitswelt mitgestalten – weg von Konkurrenzdenken und starren Strukturen, hin zu Kooperation, Transparenz und Nachhaltigkeit. Wenn wir dazu beitragen können, dass mehr Unternehmen und Organisationen beginnen, wertebasiert zu wirtschaften und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, dann haben wir viel erreicht.