Eine Welt in Pixeln und digitalen Pulswellen
Was treibt einen Menschen, dessen Hauptinteressen im Bereich Technik, Robotik sowie Soft- und Hardware liegen, an, sein Wissen in der Medizin einzubringen? Diese Frage ist durchaus berechtigt, wenn der Name Stefan Vilsmeier fällt. Der 1967 in Bayern geborene Unternehmer veröffentlichte bereits mit 19 Jahren sein erstes Buch über 3D-Grafik mit dem Titel „3D-Konstruktion mit Giga-CAD Plus auf dem C64/C128“. Immer weiter auf den Pfaden von Bits und Bytes unterwegs, folgte alsdann ein Studium der Informatik und theoretischer Medizin. Durch den Erlös seines Buches stieg Vilsmeier allerdings von der Universität ohne Abschluss direkt auf den Zug der medizinischen und digitalen Bildgebung um. Das erste Gerät für die präzise Behandlung von Tumoren konnte dank seines Engagements schon 1996 in Kliniken eingesetzt werden. Stefan Vilsmeier ist heute spezialisiert auf Chirurgie, Strahlentherapie und digitale Systeme im OP-Bereich. Sein ursprüngliches Ziel, durch Software und Hardware die invasive Medizin von der Raupe zum Schmetterling zu wandeln, hat er erreicht. Mit dem Einzug der digitalen Welt mit Robotik und künstlicher Intelligenz in die Mund- und Kiefer-Chirurgie, allgemeine Chirurgie und Radiologie werden Patienten mit Gesichtsverletzungen, Kieferfehlstellungen oder Tumoren aller Art dank erhobener und gesammelter Daten präzise chirurgisch und radiologisch versorgt.
Sensible Eingriffe am Menschen
Weltweit nutzen schon über 5000 Kliniken die Technologie von Brainlab, dem Unternehmen, welches Vilsmeier 1989 gründete. Komplizierte Eingriffe, die ein feines Vorgehen des Chirurgen in der Neurologie erfordern, werden durch die digitale Unterstützung vereinfacht. Ebenso profitieren auch andere Bereiche der invasiven Medizin durch die Möglichkeit, sich ein Bild vom Zustand des Körpers eines Menschen zu machen. Mit einer Rundum-Sicht kann jeder Winkel erfasst und verändertes Gewebe erkannt werden. Besonders feine Strukturen in der Wirbelsäule, im HNO-Bereich sowie im Gesicht können durch die digitale Software erfasst und mittels bildgebender Systeme dargestellt werden. Behandlungen gestalten sich somit effizienter, schonender und kostenoptimiert.
Blick in die Zukunft
Auf der Grundlage von gesammelten Daten entsteht anhand der Software von Brainlab ein Model vom Patienten, das die Anatomie erfasst und digital verarbeitet. Abgebildet wird ein komplettes Bild des gesamten menschlichen Körpers und mithin eine große Hilfe für chirurgische Eingriffe. Schnitte werden nur noch dort gesetzt, wo diese wirklich erforderlich sind, um gesundes Gewebe zu schonen. Gleiches gilt für den Einsatz von ionisierenden Strahlen, die durch die Digitalisierung in Pulswellen auf krankhaftes Gewebe, beispielhaft Tumore, treffen. Hier ist die punktgenaue Behandlung schonend für nicht betroffene Partien. Durch sich wiederholende Erfassung von Daten und Fakten ist es möglich, in kurzen Zeitabständen den Heilungsverlauf zu beobachten. Anhand von hochentwickelten Algorithmen werden am Computer Informationen von Patienten und Patientinnen verarbeitet, um in kritischen Momenten der Behandlung weitere Maßnahmen durch den behandelnden Arzt einleiten zu können. Medizinische Apparate, Computer und andere Hardware bestimmen heute schon das Bild in Krankenhäusern. Visionär ist die Vorstellung, dass sich durch Einzug der Digitalisierung in der Chirurgie das Berufsbild der Mediziner deutlich verändern wird. Vilsmeier ist darüber hinaus davon überzeugt, dass angesichts der demografischen Entwicklung eine adäquate Gesundheitsversorgung zukünftig ohne das Sammeln von Daten und künstliche Intelligenz nicht mehr umsetzbar sein wird.