Interview
Reiner Schmidt im Interview – Auf der Suche nach Sinn und Wandel: Wie Bildung unser Dasein verändern kann
In einer Welt, in der nachhaltige Lösungen und sinnhaftes Handeln immer stärker in den Vordergrund rücken, sind zunehmend mehr Menschen bereit, an der Umsetzung echter Veränderungen mitzuwirken. Einer von ihnen ist Reiner Schmidt, der seine Karriere im Bergbau begann und nun tiefgreifende und sinnstiftende Projekte unterstützt. Die Sinn-Ökonomie – ein Konzept, welches wirtschaftliches Agieren mit ethischen Unternehmenswerten und sozialer Verantwortung verbindet.
Reiner Schmidt hilft Unternehmen durch nachhaltige und soziale Projekte wie den Bau von Brunnen in Afrika oder Kinderhäusern in Indien, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Im exklusiven Interview mit Unternehmer Deutschlands erläutert der Experte für Unternehmenskultur, wie man sinnstiftende Arbeit findet und warum Bildung das mächtigste Werkzeug ist, um die Welt, in der wir leben, ein Stückchen besser zu machen.
Experte für Sinnökonomie Reiner Schmidt im Interview
Herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Reiner Schmidt. Kannst du dich zu Beginn unseren Lesern und Leserinnen kurz vorstellen?
Sehr gern! Fasziniert vom Bergbau, begann ich schon als Schüler in diesem Bereich zu arbeiten, während meine Klassenkameraden ihre Freizeit zu Schwimmausflügen oder Radtouren nutzten.
Bei dem Betrieb, in dem ich tätig war, handelte es sich um unser Familienunternehmen und ich war mir sicher, dass die Montanindustrie zu meinem Lebensinhalt werden würde. Daher habe ich alsdann natürlich Bergbau studiert. Viel unterwegs, auch im Ausland, fühlte ich mich in der Branche pudelwohl und der Beruf stellte sich regelrecht als Berufung für mich dar. Doch dann kam der Zeitpunkt zum Verkauf des Unternehmens, eine herausfordernde Zeit. Anfangs fiel mir der Gedanke loszulassen sehr schwer, doch rückblickend betrachtet wäre ein früherer Verkauf sogar besser gewesen.
Anfang 2019 stand ich dann vor der Frage, was ich nun eigentlich tun sollte. Ich absolvierte eine Ausbildung zum Business- und Life Coach, investierte anschließend in Start-ups. Heute arbeite ich als Unternehmer, Investor und Speaker selbständig und genieße diese berufliche Freiheit. Besonders am Herzen liegt mir das Thema Sinn-Ökonomie und deren Bedeutung für eine Vielzahl von Problemen. Denn immer mehr Arbeitnehmer suchen nach sinnstiftenden Tätigkeiten. Aus diesem Grunde müssen sich Unternehmen stärker mit ihren Werten und ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern auseinandersetzen, denn rund 68 % aller Berufstätigen würden den Arbeitgeber wechseln, wenn soziale und kulturelle Rahmenbedingungen nicht mehr passen.
Du sagst, dein Herzensthema ist die Sinnökonomie. Kannst du unseren Lesern kurz erklären, worum es sich dabei genau handelt?
Selbstverständlich. Bei der Sinn-Ökonomie handelt es sich um ein Konzept, welches darauf ausgerichtet ist, wirtschaftliches Handeln mit tieferem Sinn und ethischen Werten zu verbinden. Es geht insbesondere darum, dass Unternehmen nicht nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sein sollten, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten müssen. Dieses Wirtschaftsideal basiert entsprechend darauf, dass Menschen vorzugsweise eine Arbeit aufnehmen, die neben ausreichender finanzieller Vergütung auch einen persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert bietet. Arbeitgeber, die diesen Ansatz verfolgen, legen in der Regel großen Wert auf soziale und kulturelle Werte sowie Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. Durch die Implementierung von Sinn-Ökonomie können Unternehmen ihre Mitarbeiter stärker binden, die Fluktuation reduzieren und gleichzeitig einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt ausüben. In anderen Worten geht es darum, wirtschaftliches Agieren mit den Bedürfnissen der Arbeitnehmer in Einklang zu bringen, um dadurch eine nachhaltigere, aber auch gerechtere Welt zu schaffen.
Das klingt überaus interessant! Wie gelingt es dir, in Kooperation mit Unternehmen Bestandserhaltung und Fairness voranzutreiben?
Mein Ansatz beginnt üblicherweise mit Beratungen, Workshops und Seminaren, in denen wir gemeinsam herausfinden, wie das Unternehmen durch sinnstiftende Projekte einen positiven Beitrag leisten kann. Dabei ist es mir wichtig, dass es sich nicht um Greenwashing handelt – das Unternehmen muss wirklich hinter den Vorhaben stehen.
Zentrales Element meiner Arbeit ist natürlich die Umsetzung konkreter Projekte, die sowohl ökologischen als auch sozialen Nutzen bringen. Zum Beispiel habe ich mit Partnerorganisationen Brunnen in Afrika gebaut, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu gewährleisten. Nicht nur zur Verbesserung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen vor Ort, sondern auch zur Stärkung der Gemeinschaften und zur Schaffung von langfristigen Perspektiven.
Zudem werden Schulen aufgebaut und Schulpatenschaften initiiert, um den Kindern eine solide Grundbildung und damit Chancen auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
In Indien habe ich zusammen mit einer Künstlerin und einer lokalen Hilfsorganisation ein Kinderhaus errichtet, um von Armutsprostitution Betroffenen ein sicheres und behütetes Umfeld zu bieten.
Durch all diese Aktionen schaffe ich gemeinsam mit Unternehmen Lösungen für globale Probleme, die langfristige und sinnstiftende Veränderungen mit sich bringen. Mit dem Ziel einer nachhaltigeren und gerechteren Welt.
Wirklich beeindruckend, ein tolles Konzept! Wie sieht die Zusammenarbeit mit dir konkret aus?
Die Kooperationen beginnen meist mit einer intensiven Beratungsphase, in der wir gemeinsam die Werte und Ziele des Unternehmens analysieren. Dabei ist es wichtig, dass wir Anknüpfungspunkte finden, wie das Unternehmen einen positiven Effekt und Impuls schaffen kann. In Workshops und Seminaren arbeite ich dann eng mit dem Management und interessierten Mitarbeitern zusammen, um sie für die Idee der Sinn-Ökonomie zu begeistern und gemeinsam sinnstiftende Projekte zu entwickeln.
Oft kommen die Unternehmen ohne konkrete Vorstellungen oder Ideen zu mir. Wir gehen dann kollektiv auf die Suche nach geeigneten Aktionen, die nicht nur den ökologischen und sozialen Werten der jeweiligen Firmen entsprechen, sondern auch einen echten Unterschied darstellen. Wichtig ist mir dabei, dass die Projekte die Wahrnehmung Dritter gegenüber den Unternehmen verbessern, also das Ansehen steigern. Und unbedingt, dass das Leben der Werte kein Lippenbekenntnis darstellt, sondern die Wurzeln des Betriebes.
Viele Menschen suchen in ihrem Tun den tieferen Sinn. Wie sieht es mit deinen Grundgedanken hierzu aus? Hast du vielleicht sogar ein Motto, nach welchem du beruflich und privat lebst?
Ja, es gibt einen Leitsatz, der mich durchgehend in allem meinem Tun begleitet: “Education is the most powerful weapon – it can change people, communities, entire nations and the future of humanity”. So ähnlich hat es einmal Nelson Mandela formuliert. Diese innere Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zu positiven Veränderungen ist, durchzieht alle meine Aktivitäten und Projekte.
Im beruflichen Umfeld setze ich diesen Gedanken durch meine Arbeit im Bereich der Sinn-Ökonomie um. Bildung ist ein signifikantes Element aller meiner Projekte, sei es durch den Bau von Schulen oder die Einrichtung von Patenschaften. Auch bei der Schaffung von sicherem räumlichem Umfeld für Kinder in Indien steht sie nicht nach. Auf der einen Seite geht es um unmittelbare Hilfe, auf der anderen Seite um die Eröffnung von Lebensperspektiven.
Privat bilde ich mich ständig weiter und versuche, auch andere dazu zu motivieren. Denn das Erlangen von Wissen endet nicht mit dem Schulabschluss. Lernen ist ein lebenslanger Prozess, durch den es uns erst ermöglicht wird, unsere Welt in ihrer Vielfältigkeit und Komplexität zu verstehen, sich mit ihr weiterzuentwickeln und sie zu verbessern.
Die Verbindung von beruflichen Projekten mit meinen persönlichen Überzeugungen ist dafür ausschlaggebend, dass ich einen tiefen Sinn in meinem Tun finde und gleichzeitig in der Lage bin, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Bildung hat die Kraft, nicht nur das Leben einzelner Menschen zu verändern, sondern ganzer Gemeinschaften. Und damit letztlich die Zukunft der Menschheit.