Ratgeber
Gesunde Work-Life-Balance in der Selbstständigkeit
Entspannt selbstständig – geht das?
Die Motivation zur Entscheidung für eine Selbstständigkeit ist häufig der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit sowie mehr Zeit für das Privatleben. Man möchte sich nicht als Zahnrad im Uhrwerk eines großen Unternehmens wiederfinden und dabei zum Reichtum Anderer beitragen. Die Freiheit, welche die Selbstständigkeit verspricht, bringt jedoch meist eine anstrengende 24/7 Woche mit wenig Freizeit und viel Stress sowie Existenzängsten mit sich. Was also ist der Trick, um auch in dieser Situation eine gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten und wieso ist das überhaupt so wichtig?
Nichts geht über Struktur und Time Management
Wer sich keine Grenzen setzt, sollte nicht überrascht sein, wenn es mit den geregelten Arbeitszeiten nicht klappt. Natürlich ist der klassische Selbstständige oftmals motivierter als ein klassischer Angestellter, aber dennoch ist es entscheidend eine flexibel gestaltete Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche zu schaffen.
Auch sollten zwei freie Tage pro Woche vorgesehen sein, welche der Körper braucht, um sich zu erholen und abzuschalten. Nicht zu vergessen, dass die Wohnung geputzt, die Wäsche gewaschen und das Essen gekocht werden will. Ob die freien Tage nun Samstag und Sonntag sind, oder ob lieber abends als morgens gearbeitet wird, kann jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist nur, dass Arbeitszeiten bewusst strukturiert, festgelegt und begrenzt werden.
Häufig nimmt die Arbeit als Selbstständiger mehr Zeit in Anspruch, doch hier kann sich ein Jeder wichtige Grenzen setzen, wie zum Beispiel ein Maximum von zwei Stunden zusätzlicher Arbeit täglich, um die eigene Überlastung zu verhindern. Disziplin spielt eine große Rolle dabei, in den festgelegten Arbeitszeiten konzentriert zu arbeiten, sodass in freien Stunden wirklich abgeschaltet und entspannt werden kann.
Neben dem Time Management sollte der Fokus auf der Optimierung der Arbeiten liegen, die zu erledigen sind. Viele Prozesse, wie auch buchhalterische Aufgaben, werden mit wertvollen Tools oder Apps erleichtert. Die automatische Verwaltung, eine schnelle Rechnungserstellung und der Kostenüberblick ersparen Papierkrieg.
Finde den passenden Ausgleich
Wie heißt es so schön:“Ich möchte arbeiten, um zu leben und nicht leben, um zu arbeiten.” Dies ist meist der Wunsch der berufstätigen Bevölkerung, doch geht dieser Vorsatz mit den Verantwortungen in der Selbstständigkeit schnell unter. Ein Ausgleich zur täglichen Arbeit und Routine ist auf allerlei Wegen möglich. So entscheiden sich viele Menschen für die körperliche Betätigung, aber auch Aktivitäten wie Lesen, die Arbeit an Kunstprojekten, das Spielen eines Instrumentes oder andere vielfältige Hobbys versprechen die gewünschte und erforderliche Abwechselung.
Sportliche Betätigung hat hierbei den Vorteil, zu einem gesunden Lifestyle beizutragen und zudem das Glückshormon Endorphin freizusetzen. Berufstätige mit einem anstrengenden Arbeitstag sehen Sport als eine Möglichkeit, den Kopf freizumachen, an die körperlichen Grenzen zu gehen und einfach auf ganz andere Gedanken zu kommen.
Für Familie und Freunde darf es an Zeit nicht fehlen. Insbesondere Lebenspartner und Kinder haben Erwartungen an Unternehmungen und gemeinsame Zeit, welche durch eine fehlende Balance zwischen Arbeit und Privatleben schnell enttäuscht werden und so zu Spannungen und Stress führen können. Da das enge Umfeld bei Krisen und Stress als Auffangnetz fungiert, sollte sich ein Jeder der Wichtigkeit seiner Familie und enger Freunde bewusst sein.
Wie viel Urlaub steht mir zu?
Auch als Selbständiger sollten Urlaub und Freizeit zur Lebensgestaltung gehören. Doch nicht jeder hat Angestellte, die die Vertretung übernehmen können, und nicht jedes Unternehmen kann einfach schließen. Gerade in der Startphase einer Selbstständigkeit ist ständige Präsenz und voller Einsatz gefragt. In dieser Zeit muss das Privatleben Abstriche machen und die Freizeit warten.
Sobald sich das Start-up etabliert hat, sollte man sich bewusst die nötigen Tage zum Abschalten nehmen. Wichtig ist, dies mit Kooperationspartnern sowie Kunden im Vorfeld abzuklären und, falls notwendig, dringende Aufgaben vorzuarbeiten. Je nach Betrieb ist auch die Bereitstellung eines Notfallkontakts von Vorteil, welcher Kunden sowie Partnern die eigene Zuverlässigkeit in dringenden Angelegenheiten bestätigt. Zu empfehlen ist, sich trotz der Selbstständigkeit an der gesetzlichen Untergrenze von 24 Urlaubstagen im Jahr zu orientieren. Die ideale Länge der einzelnen Pausen liegt gemäß Studien bei 7 bis 10 Tagen. Eine weitere Erkenntnis dieser Studien ist aber auch, dass sich der Effekt eines Urlaubs meist schon nach 10 Tagen wieder erübrigt hat. Trotz Urlaub bleibt die Brisanz der täglichen Work-Life-Balance somit bestehen.
Stress und seine Folgen
Warum ist die Work-Life-Balance nun aber so wichtig? Das Gegenstück zu einem ausgeglichenen Arbeits- und Privatleben ist Stress. Und Stress ist der Feind eines jeden Selbstständigen. Wer sich gegen wichtige Erholungs- und Ruhephasen entscheidet, nimmt seinem Körper die Zeit zur Regeneration. Dies beeinflusst auch häufig den Schlaf, welcher essentiell ist, um Körper sowie Geist fit zu halten. Gesundheitliche Folgen von Stress können psychischer oder physischer Natur sein und gehen häufig mit Herz- und Kreislauferkrankungen, Depressionen oder Burn-outs einher. Zudem führt dauerhafte Belastung dazu, dass die eigene Motivation sinkt und die erforderliche Disziplin bei der Arbeit nur schwer beizubehalten ist. Wie in einer Art Teufelskreis wird durch fehlende Motivation und Disziplin weniger produktiv gearbeitet, der Zeitdruck steigt und damit auch der Stress. Und wer erst einmal in dieser Spirale gelandet ist, wird es schwer haben, die gewünschten beruflichen Erfolge für sich zu erzielen.