Interview
Nicole Fromhold von Fromhold Consulting: Recruiting muss gut überlegt sein
Mitarbeitergewinnung ist für alle Unternehmen essenziell. Denn gerade in Zeiten des Fachkräftemangels stehen viele Betriebe vor der Herausforderung, dass ihr Personalstamm schwindet. Allerdings nutzen einige Firmen die Möglichkeiten des Recruitings anders als gedacht. Das schnelle Decken des aufkommenden Mitarbeiterbedarfs und genauso schnelle Kündigungen, wenn ein Auftrag erledigt ist, wirkt sich störend auf die Arbeitgebermarke und den Unternehmensruf aus.
Nicole Fromhold hat mit Fromhold Consulting eine Unternehmensberatung geschaffen, die Firmen auf den richtigen Weg hilft, mit den vorhandenen Mitarbeitern korrekt umzugehen und Mitarbeitergewinnung sinnvoll einzusetzen.
Nicole Fromhold von Fromhold Consulting im Interview
Herzlich Willkommen bei Unternehmer Deutschlands Nicole Fromhold. Kannst dich unseren Lesern bitte zunächst kurz vorstellen und berichten, wie du auf die Idee von Fromhold Consulting gekommen bist?
Ja, gern. Ich bin Nicole Fromhold und habe nach meinem BWL-Studium mehr als zehn Jahre lang in einer Unternehmensberatung gearbeitet. In der dortigen Personalabteilung lernte ich alle Aufgabenbereiche kennen und durfte mich auch mit dem Bereich IT auseinandersetzen. Mein Beruf machte mir damals Spaß und ich fühlte mich sehr gut aufgehoben. Es faszinierte mich, wie viele unterschiedliche Aufgaben ich betreuen konnte. Dazu zählten unter anderem das Recruiting, die Personalleitung, aber auch der Personalentwicklungsbereich. Ich habe HR sozusagen in all ihren Facetten inhaliert. Allein über die Vielfalt entstand bei mir ein Pool an Wissen, den ich heute für mein Unternehmen zur Anwendung bringe.
Spannend! Aber wie kam es dann zum Wechsel in die Selbstständigkeit?
2021 entschied ich mich neue Wege zu gehen. Mein Job machte mir zwar Spaß, aber dennoch wollte ich mein breites und vielfältiges Wissen auch mit anderen Unternehmen teilen. So kreierte ich selbst ein Konzept, das Unternehmen auf ihrem Weg zu erfolgreichen HR-Prozessen und einer starken Personalabteilung unterstützte.
Durch meine umfangreichen Erfahrungen, aber auch die Kontakte, die ich über die Jahre aufgebaut hatte, fiel schlussendlich meine Entscheidung für die Selbstständigkeit. In den vergangenen Jahren musste ich immer wieder miterleben, wie IT-Unternehmen sich selbst beim Recruiting Steine in den Weg legten.
In den meisten Fällen ist das ja ursprünglich eine Gruppe von Technikbegeisterten, die eine Idee haben und sie umsetzen möchten. Wenn das gut geklappt hat, ist es an der Zeit das Unternehmen wachsen zu lassen. Und natürlich entsteht mit einem größeren Arbeitsaufwand auch der Bedarf nach neuen Mitarbeitern. Aber genau das Recruiting wird von den meisten unterschätzt. Sie gehen unüberlegt an die Sache heran. Stellen unüberlegt Leute ein, die nach wenigen Monaten das Unternehmen wieder verlassen oder verlassen müssen. Eben weil sie nicht so gut geeignet waren oder Prozesse soweit optimiert wurden, dass die Stelle nun überflüssig ist. Der daraus entstehende zeitliche und finanzielle Aufwand kann einen guten Betrieb schnell zum Kippen bringen.
Heute helfe ich sowohl Start-ups in der IT-Branche beim Aufbau ihrer HR-Abteilung, damit ihnen diese Fehler erst gar nicht passieren oder unterstütze bereits erfahrende Unternehmen dabei, mehr Struktur in ihre Personalabteilung zu bekommen. Mein Team und ich können bis auf die Gehaltsabrechnung alle Aufgaben übernehmen. Vom Recruiting auf Interimsbasis bis hin zum stabilen Aufbau einer funktionierenden Abteilung.
Nachhaltige Personalpolitik
Dann war deine Selbstständigkeit also ein mutiger Schritt, der sich offensichtlich gelohnt hat. Du hast eben von einer schnellen, unüberlegten Mitarbeitergewinnung gesprochen. Warum rätst du den Unternehmern denn davon explizit ab?
Beginnen wir mal mit der Zeit und den finanziellen Ressourcen, die Recruiting verbraucht. Zunächst benötigt das Unternehmen personelle Kapazitäten, die Mitarbeiter zu finden und einzuarbeiten. Das kostet Geld und Arbeitszeit, die nicht unmittelbar in die Ziele des Unternehmens fließen. Ich habe schon erlebt, wie Unternehmen für saisonalen Bedarf dutzende neue Mitarbeiter eingestellt haben, mit umfangreicher Suche und viel Aufwand, um sie nach wenigen Monaten wieder zu entlassen. Auch eine Entlassung kostet Geld und Ressourcen. Kündigungsgespräche und alle Aufgaben im Rahmen des Trennungsmanagements fordern ihren Tribut.
Zudem setzt sich die Maschinerie erneut in Gang, wenn wieder ein erhöhter Bedarf besteht. Und genau diesen Fehler machen viele Betriebe sogar unterbewusst. Bei steigenden Umsätzen wird die Personalstruktur angehoben, sobald sich die Entwicklung in die andere Richtung bewegt, folgt sozusagen der Rückbau. Dabei sollte es das Ziel eines jeden Unternehmens sein, dass es seinen Personalbestand auch in schwächeren Zeiten halten kann, ohne Kurzarbeit oder Kündigungen in Betracht zu ziehen.
Aber wie kann das funktionieren, wenn die Umsätze nicht da sind?
Durch die richtige Planung. Jedes Unternehmen hat umsatzstarke und umsatzschwache Zeiten in einem Geschäftsjahr. Damit verbunden ist zuerst einmal die Aufwandsplanung. Wird viel verkauft, produziert oder umgesetzt, fließen die Ressourcen der Mitarbeiter dahin. In ruhigen Zeiten hingegen kann das Unternehmen an sich und seinen Strukturen arbeiten. Prozesse verbessern, weiterentwickeln oder sogar neue Techniken eingliedern. Für diese Umsetzung braucht es aber auch Mitarbeiter. Bleiben Fortschritt und Innovation aus, dann leiden darunter nicht nur die Angestellten, sondern auch auf Dauer die Konkurrenzfähigkeit des Betriebes.
Das bedeutet also für Unternehmer, dass sie in umsatzstarken Zeiten so viel finanzielle Rücklagen bilden müssen, dass die bestehenden Mitarbeiter außerhalb der Stoßzeiten weiterhin beschäftigt werden können. Denn sie sind mit ihrer Erfahrung und ihren Fähigkeiten die treibende Kraft für innovative Ideen und den Fortbestand des Unternehmens.
Hoher Verbrauch von Fachkräften
Das erscheint einleuchtend, aber warum fällt es vielen Unternehmen so schwer, das genauso umzusetzen?
Die meisten sind in dem Bereich einfach zu kurzsichtig. Sie sehen einen akuten Bedarf, besser gesagt einen Mitarbeitermangel, der gedeckt werden muss. Aber durch die ständige Suche, Einstellung und Entlassung neuer Mitarbeiter ergeben sich ja noch viel mehr Folgen für die Zukunft. Das Unternehmen verbraucht gute Fachkräfte bei so einer Recruitingpolitik und investiert Unsummen in jeden neuen Suchprozess. Gelder, die für die Innovation besser angelegt wären.
Hinzu kommt, dass der Unternehmensruf darunter leidet. Fachkräfte, die einmal diesen Zyklus durchlebt haben, entscheiden sich garantiert nicht mehr für eine erneute Einstellung in diesem Betrieb. Daraus resultiert automatisch ein selbst geschaffener Fachkräftemangel.
Dem Trend entgegenwirken
Verständlich. Aber welche Einsichten sollten Unternehmen deiner Ansicht nach gewinnen, um diesem Trend entgegenzuwirken?
Ich habe es selbst erlebt und Unternehmen geholfen, die sich bereits in einer solchen verfahrenen Situation befanden. Daher wissen mein Team und ich auch, was Mitarbeiter sich wirklich in ihrem Job wünschen.
Das ist zum einen die Perspektive. Nur mit Langfristigkeit entsteht auch die Motivation sich im Job zu engagieren. Das Gehalt oder andere finanzielle Vorteile sind da eher untergeordnet. Bedeutet kurz gesagt, dass unbefristete Arbeitsverträge und die Chance auf Weiterentwicklung für jeden die Attraktivität seines Berufs erhöhen. Und wir haben vorhin über die “ruhigen” Zeiten gesprochen, die jedes Unternehmen hat. Aus- und Fortbildung zählen ebenso zur Innovation. Unternehmen können diese Phasen perfekt nutzen, ihre Mitarbeiter voranzubringen und von deren Fähigkeiten im neuen Zyklus zu profitieren.
Zur Langfristigkeit zählen aber auch ungeahnte Perspektiven. Nichts ist unattraktiver für Mitarbeiter, wenn sie das Ende der Karriereleiter sehen können. Das große Ziel, nach dem die Eintönigkeit folgt. Mitarbeiter sind viel faszinierter davon, wenn sie die Aussicht darauf haben, sich über den eigenen Bereich hinaus zu entwickeln. Mitunter entdecken hier viele neue Talente und Fähigkeiten, die natürlich auch dem Unternehmen zugutekommen.
Aber am aller Wichtigsten ist das richtige Konfliktmanagement. Bei Mitarbeitern, die Tag täglich in Kontakt sind, lassen sich Missverständnisse oder Konflikte nie vollständig vermeiden. Nehmen wir hier als Beispiel das schnelllebige Recruiting: Der feste Mitarbeiterstamm sieht in regelmäßigen Abständen neue Mitarbeiter kommen und gehen. Das verursacht automatisch Missmut im Team. Eine Unzufriedenheit, die mindestens einer zur Sprache bringt und damit die anderen beeinflusst. Aber mit einem verantwortungsvollen Umgang in der HR kann das schon vermieden werden.
Darüber hinaus muss sich jeder Unternehmer bewusst sein, dass die Personalabteilung eines tragende Säule des Betriebs bildet. Denn sie ist zum einen verantwortlich für die Organisation des Personals, aber zum anderen auch für die Teampflege. Konflikte oder Konfliktpotenziale müssen schnell erkannt und erklärt werden. Nur so wächst das Team zu einer beständigen Einheit zusammen.
Fromhold Consulting unterstützt vielseitig
Das sind sehr umfangreiche Aufgaben. Wie könnt ihr als Fromhold Consulting Unternehmen denn bei diesen Verantwortlichkeiten unterstützen?
Zunächst setzen wir im Bereich des Interims Recruitings an. Vor allem bei jungen, schnell wachsenden Unternehmen unterstützen wir so von Anfang an. Denn wenn sie neue Mitarbeiter brauchen, fehlt ihnen noch die Erfahrung, wie sie das richtig anstellen können. Auf diese Weise zeigen wir ihnen aber direkt von der Pike auf, wie eine Personalabteilung richtig aufgebaut und strukturiert wird. Das mindert das Risiko späterer Fehlentscheidung.
Größere Unternehmen, die schon länger am Markt sind, holen wir an einer ganz anderen Situation ab. Sie haben sich oft in der Betriebsblindheit verloren und müssen ihren Rhythmus für eine gute HR wiederfinden. In den meisten Fällen besitzen sie schon eine Personalabteilung und gewisse Strukturen, die wir dann gemeinsam analysieren. Über unsere Beratung und die aktive Unterstützung in der Optimierung der Prozesse bringen wir wieder Ordnung in die Systeme.
Wir lang dauert denn in der Regel ein Einsatz bei euren Kunden?
Das kommt auf den Umfang der anstehenden Aufgaben und die Größe des Unternehmens an. Unser Ziel ist es, dass wir etwas Stabiles schaffen, in dem sich alle Beteiligten zurechtfinden. Die zukünftig, zuständigen Personaler erhalten von uns neben der aktiven Hilfestellung auch viel Wissensvermittlung, können sogar an Workshops teilnehmen, um ihre Fähigkeiten auszubauen. Daher bewegt sich die Auftragsdauer zwischen einigen Wochen und, wenn HR interim-basiert stattfindet, bis zu zwei Jahre, zum Beispiel im Rahmen einer Elternzeitvertretung im Personalbereich.
Welche Zukunft erwartet denn die Unternehmen, die mit euch zusammenarbeiten?
Wer mit uns lernt, wie er die richtigen Vorteile für seine Mitarbeiter schafft, sie stabil führt und organisiert, der profitiert dauerhaft von einer guten Mitarbeiterbindung. Dadurch sinkt der Recruitingaufwand stark ab. Schlussendlich muss die HR dann nur noch aktiv werden, wenn sich das Unternehmen erweitert oder Mitarbeiter regulär ausscheiden.
Zudem ermöglichen wir es Unternehmen bewusster und vorausschauender mit ihren Ressourcen umzugehen. So verhelfen wir ihnen zu einem dauerhaft stabilen Unternehmenskonstrukt, das allen Phasen entspannt entgegenblicken kann.